Nach einem dramatischen Einbruch in
den vergangenen Jahrzehnten hält
der Güterverkehr
auf der Schiene heute einen weitgehend konstanten aber eher geringen
Marktanteil von etwa 14%. Der Kombinierte Verkehr und der Verkehr mit
Ganzzügen
erweisen sich als erfolgreich und wachsen im Rahmen ihrer
Möglichkeiten, während
der Verkehr im Einzelwagensystem abnimmt.
Es mehren sich die Anzeichen, dass marktführende
Eisenbahnverkehrsunternehmen
(EVU) in absehbarer Zeit den Einzelwagenverkehr in Europa einstellen
werden,
wenn sich die Ergebnisse in diesem traditionellen Segment nicht
deutlich verbessern.
Ein solcher Schritt würde eine Abwärtsspirale in Gang setzen, weil der
größte
Teil der heute im Einzelwagenverkehr transportierten Menge nicht von
anderen Produktionsformen
des Schienengüterverkehrs aufgenommen würde, sondern der
Schiene verloren ginge. Die Folgen nationaler Auflösungen des
Einzelwagenverkehrs
für das Europäische Netz wären fatal. Am Ende der Entwicklung stünde
eine
punktuell leistungsstarke Güterbahn, die durch den Verzicht auf die
Bedienung des
Streuverkehrs unterhalb ganzzugstarker Relationen das am stärksten
wachsende
Segment des Güterverkehrs, nämlich das besonders starke Segment der
?Kaufmannsgüter?, nur unzureichend bedienen könnte. Für
den Verlader wäre im eng vermaschten Wirtschaftsgefüge Mitteleuropas
der einzeln
fahrende Lkw in fast allen Fällen das einzige Transportmittel, welches
seine logistischen
Anforderungen erfüllt.
Um dies zu verhindern, muss der Einzelwagenverkehr als Produkt für die
Verkehre
unterhalb der Ganzzüge zu einem lukrativen Geschäftsfeld entwickelt
werden, das
innovativen und marktorientierten Unternehmen alleine und im Verbund
mit anderen
gute Verdienstmöglichkeiten bietet. Anfänge sind gemacht: Die
Liberalisierung im
Bahnmarkt ist in Deutschland weit fortgeschritten; es gibt inzwischen
ca. 150 im Güterverkehr
tätige Unternehmen, von denen einige engagiert ein erfolgreiches
Einzelwagengeschäft betreiben, und die sich bereits in Netzwerken
organisieren. Doch
sind diese EVUs gezwungen, den Betrieb mit Verfahren teilweise wie vor
100 Jahren
abzuwickeln, was deren Wachstumspotenziale deutlich begrenzt. Um dem
Unternehmergeist
dieser neuen EVUs die von den Kunden gewünschten
Entfaltungsmöglichkeiten
zu geben, ist eine Modernisierung von Technik und Betriebsverfahren
dringend erforderlich.
Dies ist aber eine Aufgabe, deren Lösung schwierig und kostenaufwändig
ist, weil
das System Bahn keine Modernisierungsbemühungen im Alleingang zulässt.
Ohne
staatliche Hilfe wird ein einzelnes EVU kaum in der Lage sein, Treiber
neuer Techniken
und Betriebsverfahren zu sein. Zentrale Frage in diesem Projekt ist
daher, in
welche Richtung Forschung und Entwicklung für den Einzelwagenverkehr
gehen sollen,
damit mit überschaubarem Einsatz öffentlicher Mittel die eingeleitete
Entwicklung
zu mehr Marktanteil, Beschleunigung der Verkehre und Attraktivität
unterstützt
wird.
Vieles ist bereits erdacht worden, weniges wurde umgesetzt, weil
Entwicklungen
häufig zu stark technologisch geprägt sind und Wechselwirkungen der
Technik mit
dem betrieblichen, dem logistischen und dem wirtschaftlichen Umfeld zu
wenig
durchdacht werden. Die Geschichte der Eisenbahnforschung ist voll von
Beispielen
für gute Ideen, denen der Erfolg letztlich verwehrt geblieben ist, man
denke nur an
die Z-AK1 und viele andere. Die vorgeschlagene Studie beabsichtigt
nicht, ein weiteres
Kapitel an diese Geschichte anzufügen, obwohl auch hier eine technische
Idee,
nämlich die des einzeln angetriebenen Güterwagens, am Anfang steht.
Diese dient
als Initialzündung für eine ganze Reihe betrieblicher und technischer
Untersuchungen,
deren Ziel es ist, herauszufinden, aus welchen Komponenten ein neues,
erfolgreiches
Einzelwagensystem bestehen kann und wie es aus dem existierenden System
heraus durch Migration erreicht werden kann.
Es werden verschiedene fahrzeug- und betrieblich- /
infrastrukturorientierte Ansätze
zur Verbesserung des Einzelwagenverkehrs technisch konkretisiert und
auf ihre
Wirksamkeit in einem von Wettbewerb und Kooperation geprägten Netzwerk
von
EVUs hin untersucht. Als Ergebnis werden gemeinsam von Wissenschaft,
Industrie
und Betreibern technisch, betrieblich und wirtschaftlich tragfähige
Lösungsvorschläge
erarbeitet, die das Spektrum der Innovationspotenziale ausgehend von
der Weiterentwicklung
des Rangierens und der Zugbildung bis hin zu abgestuften Varianten
eines einzeln angetriebenen Güterwagens abdecken sollen und die in der
darauffolgenden
Projektphase gemeinsam umgesetzt werden.
Siehe auch
www.flexcargorail.de